G. Ulrich Großmann (Nürnberg)
Die Burg Kranichberg in Niederösterreich
Die Burg Kranichberg sieht auf den ersten Blick aus wie ein Barockbau mit einem Renaissanceturm. Der Ausbau zu einem privaten Sammlermuseum ermöglichte jedoch eine umfangreiche Bauuntersuchung. Dabei stellte sich heraus, dass Hauptflügel und Umfassungsmauern in den unteren Teilen hochmittelalterlich sind (um 1200) und Ausbauten des Mittelalters und der frühen Neuzeit einen Vierflügelbau mit drei (ursprünglich vermutlich vier) Ecktürmen bewirkt haben. Archäologische Befunde ergänzen das Wissen um den frühesten Bauzustand und die Entwicklung der Burg, zu der auch eine Barbakane des 16. Jahrhundert und ein Wirtschaftshof mit zwei Torbauten zählen.
Der Vortrag schildert die Baugeschichte von Kranichberg und die Forschungsmethode, die für die heutige Burgenforschung grundlegend ist.
G. Ulrich Großmann, Prof. Dr. phil., geb. 1953 in Marburg/Lahn. 1973–1979 Studium der Kunstgeschichte, Europäischen Ethnologie und Christlichen Archäologie an den Universitäten Würzburg und Marburg. 1980 Promotion (Kunstgeschichte). 1994 Habilitation an der Universität Hannover (Architektur), 1997 Umhabilitation an der Universität Bamberg (Kunstgeschichte des Mittelalters). 1980–1986 Bauhistoriker am Westfälischen Freilichtmuseum Detmold, 1986–1994 Gründungsdirektor des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake, Lemgo. 1994–2019 Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Vorsitzender des internationalen Arbeitskreises für Hausforschung 1982 bis 2006, Gründungsvorsitzender der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern 1992–2017. Stellv. Vorsitzender des Trägervereins Deutsches Burgenmuseum Veste Heldburg seit 2005. Präsident des Internationalen Kunsthistorikerverbandes (CIHA) 2012–2016. Seit 2021 Vorsitzender des Arbeitskreises selbständiger Kulturinstitute (ASKI e.V.). Seit 2019 freiberufliche Bau- und Burgenforschung, namentlich in Österreich.