Mittwoch, 18. Juni 2025, 18 Uhr
Universität Innsbruck, Institut für Archäologien, 6020 Innsbruck, Innrain 52A, 1. Stock/Seminarraum 13
Florian Messner (Innsbruck)
Die vergessene Wächterin Tirols. Ergebnisse zur Ausgrabung der neuzeitlichen Festung am Zeller Berg bei Kufstein (Ti rol)
Die Stadt Kufstein galt lange als Schlüssel zum Land Tirol. Ihre mächtige Festung, die bis heute das Stadtbild prägt, war im Mittelalter und in der Neuzeit ein imposantes Hindernis für jeden Angreifer und wurde mehrfach belagert. Weniger bekannt ist jedoch, dass die Festung Kufstein nur ein Teil eines weitläufigen Verteidigungssystems war: Während die Festung den südlichen Bereich des Inns schützte, sicherten die sogenannten „Zeller Linien“ das nördliche Ufer. Ihr zentrales Element war der Zeller Berg – ein markanter, heute bewaldeter Hügel direkt am Fluss. Dort erhob sich einst eine massive Festungsanlage, die flächenmäßig etwa viermal so groß wie die Festung Kufstein war und in zwei Bauphasen (um 1550 und 1750) errichtet wurde. Nach der Eingliederung Tirols in das Königreich Bayern wurde sie 1807 planmäßig geschleift und geriet schließlich in Vergessenheit. Erst im Zuge der archäologischen Untersuchungen anlässlich des Maximiliansjahrs 2019 kamen unerwartet Mauerreste zum Vorschein, die sich als Teil der abgegangenen Festungsanlage erwiesen. Der Vortrag präsentiert die zentralen Ergebnisse der bisherigen Grabungskampagnen. Im Fokus stehen die Analyse der einzigartigen Bauweise, die archäologischen Funde sowie die Entdeckung einer weiteren, zuvor unbekannten Vorgängerstruktur. Dafür werden Befunde aus fünf Jahrhunderten zusammengeführt und in den historischen Kontext der Festungsgeschichte eingeordnet.
Mag. Dr. Florian Messner ist Post-Doc am Insitut für Archäologien der Universität Innsbruck, wo er zuvor Archäologie und Geschichte studierte: Spezialisierung auf Konfliktarchäologie und Kriegswesen in Mittelalter und Frühneuzeit, Richtstätten- und Burgenarchäologie – 2019-22 stellv. Leitung Interreg-Projekt „KLANG – Schwerter von Löwen und Adlern“ – Seit 2022 Projektleitung Rekonstruktion der Kampfausstattung von Sigismondo Malatesta in Gradara (Italien) - Seit 2025 Leitung Interreg-Projekt „KLANG2 – Bergwerke, Öfen, Schmieden, Schwerter“ – Zahlreiche Grabungen im In- und Ausland – Autor von über 150 wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Beiträgen sowie mehreren Monographien, u.a. zur Konfliktgeschichte im Spätmittelalter mit Fokus auf das Landsknechtswesen.
Vortragsankündigung als PDF
Live-Stream: https://webconference.uibk.ac.at/b/bar-yun-mfb-bu8