(29. Oktober 1920 – 17. Jänner 2009)
Am 29. Oktober 1920 wurde Univ.-Prof. Dr. Fritz Felgenhauer als Sohn des k.u.k. Rittmeisters Friedrich Felgenhauer und seiner Frau Elisabeth in Wien geboren. Die Familie stammt aus dem Sudentenland, aus Reichenberg in Nordböhmen.
Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums bei den Piaristen in Wien rückte er als Fahnenjunker zum Kavallerieregiment Nr. 11 nach Stockerau bei Wien ein, da es sein Wunsch gewesen war, Kavallerieoffizier zu werden. In weiterer Folge konnte er dann durch zwei volle Jahre hindurch bei der Tiroler 6. Gebirgsdivision unter fast paläolithischen Verhältnissen in der menschenleeren Tundra Nordfinnlands arktische Lebensgewohnheiten studieren und sich Gedanken über prinzipielle Lebens- und Menschheitsfragen machen. So ist es denn nicht verwunderlich, dass er sich nach dem Krieg, nach einem kurzfristig begonnenen Jus-Studium der Geschichte und damit in Zusammenhang diversen weiteren Studienrichtungen zuwandte. In seinem Bestreben, allen Dingen auf den Grund zu gehen, interessierte er sich zunächst für die Urgeschichte, der er dann sein ganzes wissenschaftliches Leben widmen sollte. Seine Lehrer waren dabei im Hauptfach Richard Pittioni und Franz Hančar, weiters in der Anthropologie als Nebenfach Josef Weninger, in der Volker- und Volkskunde Wilhelm Koppers und Leopold Schmidt, er horte bei Hugo Hassinger Geographie, aber auch Vorlesungen in der Geologie und Paläontologie u.a. Am 23. Juni 1950 promovierte er mit dem paläolithischen Fundmaterial aus Aggsbach an der Donau zum Dr. phil., wobei er schon seit dem 1. Janner 1950 als wissenschaftliche Hilfskraft am Urgeschichtlichen Institut, mit diesem Namen von Moriz Hoernes begründet, tätig war.
Mit 1. Dezember 1950 als Assistent eingestellt, konnte er dann einen systematischen, viersemestrigen Proseminarzyklus einrichten mit Ausbildung der Studenten am Material – Steingeräte, Keramik, Metallobjekte – sowie wissenschaftlichem Arbeiten, das in der Abfassung einer schriftlichen Proseminararbeit in Form einer Bearbeitung eines kleinen Fundkomplexes mündete. Mit der Monographie der Paläolithfundstellen von Willendorf in der Wachau im Jahre 1957 erfolgte die Habilitation für das Nominalfach „Urgeschichte des Menschen“. Während dieser Zeit war das Studium in drei gleichwertige Abschnitte unterteilt worden: Nach dem ersten, dem schon besprochenen Proseminar, folgte ein zweiter Teil mit Seminarreferaten sowie wieder einer schriftlichen Seminararbeit, der heutigen Magisterarbeit vergleichbar, und einem dritten Schritt, der die Dissertation und somit die Promotion zum Dr. phil. vorsah. Mit 16. Juli 1957 wurde Fritz Felgenhauer zum Universitätsdozenten – Lehraufträge 1958 in Wien und 1963 in Graz – und mit Wirkung vom 29. September 1964 zum außerordentlichen Universitätsprofessor am nunmehrigen Institut für Ur- und Frühgeschichte ernannt.
Damit erhielt er das erste systematisierte Extraordinariat neben dem ältesten urgeschichtlichen Ordinariat, das heuer sein 110. Bestandsjahr feiert. Seine Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor erfolgte dann im Jahre 1973 und hier lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1989.
Sein wissenschaftliches Arbeiten galt zunächst den Fragen des Paläolithikums und der Nomenklatur, wobei ihm die Prinzipien der klaren Begriffsbildung und präzisen Spracherfassung, die er im Jus-Studium schätzen und achten gelernt hatte, zu Gute kamen, doch wandte er sich auch bald den übrigen Perioden der Urgeschichte zu. Sein Anliegen dabei war, aus exakt befundeten Grabungsergebnissen zu methodischen Neuerkenntnissen und damit zur Ausweitung des Aussagenbereiches urzeitlicher Quellen zu kommen. Theorie allein machte aus der Urgeschichte noch keine historische Wissenschaft und so suchte er immer den Ausgleich in der Feldforschung, besonders bei den Grabungen, zu finden, um damit beides zu hinterfragen und verknüpfen zu können, wie es heute auch in der Experimentellen Archäologie angestrebt wird. Er verglich dabei die Ausgrabung immer mit einer chirurgischen Operation, bei welcher der dazu ausgebildete Chirurg den Eingriff vornimmt und nicht die OP-Schwester, weil man sich ja die ganze Zeit über immer Rechenschaft darüber geben muss, was man gerade tut und wozu es gut ist und zu welchem Ergebnis es führt.
So kam er nach zahlreichen kleineren Grabungen und längerfristigen Ausgrabungen in Willendorf, Kapfenstein (römerzeitliche Hügelgräber) und Langenlois schließlich zur Grabung am Hausberg zu Gaiselberg bei Zistersdorf in Niederösterreich und damit in enge Berührung mit der Geschichte und somit wieder zum Ausgangspunkt seiner Interessen zurück. Es beschäftigte ihn jetzt das Problem der Burgenforschung, wo archäologische und historische Quellen miteinander zu verbinden sind und sich ergänzen sollten, um zu einem umfassenderen Geschichtsbild zu gelangen. Durch die Begegnung mit seinem Deutschlehrer Hans Paul Schad‘n, der sein Leben der Erforschung der Hausberge und verwandten Anlagen in Niederösterreich gewidmet hatte und eine solche Anlage gegraben sehen wollte, kam es zur Grabung des gut erhaltenen, nicht überbauten, dreifach beringten Hausbergs von Gaiselberg. 1958 wurde mit den ersten Testschnitten begonnen. Diese Grabungen waren die ersten Lehrgrabungen für die damals Studierenden, wobei die Grabungspraxis und -erfahrung immer mehr verbessert wurde – von einfachen Signaturen für die Schichten bis zur farblichen Wiedergabe derselben, um so ein möglichst getreues Abbild der Bodenverfärbungen widerspiegeln zu können. Bei diesen Grabungen nahmen nicht nur inländische, sondern auch ausländische Studenten teil, sowie auch solche aus den Nachbarfächern, vor allem aus der Volks- und Völkerkunde. Auch hier war das Prinzip, dass jeder alles können und aus eigener Erfahrung beurteilen sollte, daher war sowohl körperliches als auch wissenschaftliches Arbeiten angesagt, über Werkzeugwart, Fund- und Planverwaltung, Protokollführung bis bin zu Selbstverantwortlichkeit für einzelne Grabungsbereiche und als Grabungsleiterstellvertreter, sodass man als Student auch in diesen Aufgabenbereich hineingewachsen ist, denn Ausgrabung bedeutet auch Vernichtung unserer Quellen und damit sollte eine verantwortungsvolle und ständige Hinterfragung der Grabungstätigkeit verbunden sein, um zu größtmöglicher Erkenntnis zu gelangen.
Nach Beendigung der Grabungen 1969 war das Plateau des Hausberges vollständig untersucht, wobei man auch auf eine unterirdische Kammer unter dem ,,Festen Haus" und von ihr ausgehend auf Erdställe gestoßen war, auch Wälle und Gräben wurden mit Schnitten erfasst. Zur Auswertung der Befunde zog Felgenhauer jetzt nicht nur die Naturwissenschaften heran wie z.B. den Bodenkundler Julius Fink oder den Chemiker Fritz Sauter, was für einen Paläolithiker selbstverständlich war, sondern auch all jene Disziplinen, die für das Mittelalter unerlässlich sind, allen voran ging es ihm dabei um die Kontakte zur Landeskunde und Baualterforschung, vertreten durch Karl Lechner, Rudolf Büttner und Adalbert Klaar. Durch diese Multidisziplinarität wollte er Zirkelschlüsse vermeiden, wenn die archäologischen Quellen eine andere Sprache sprechen würden als die historischen. So wurde denn auch 1969 in Wien ein internationales Symposium zur Mittelalterarchäologie von der sich nunmehr von „Urgeschichtlicher Arbeitsgemeinschaft“ unbenannten „Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte“ ausgerichtet, in deren Mittelpunkt die Grabungsergebnisse ,,Gaiselberg" standen und wo auch vor Ort der Abschluss mit dem ,,Spiel vom Gaiselberg" stattfand – ein Historienspiel vom Ausgräber gestaltet, in dem die wechselvolle Geschichte des Platzes von der Urzeit bis in die Neuzeit dargestellt wurde – es war ein unvergesslicher Höhepunkt der Tagung. Sie hatte damals auch die Chance geboten, aus dem durch den Eisernen Vorhang getrennten Europa Vertreter der Mittelalterarchäologie aus Ost und West gemeinsam zu einem Dialog und wissenschaftlichen Austausch einzuladen. Damals erfolgte denn auch auf Vorschlag von Herrn Prof. Dr. Herbert Jankuhn im Dienstzimmer Prof. Felgenhauers die Gründung der „Zeitschrift für Mittelalterarchäologie“, um im deutschsprachigen Raum ein eigenes wissenschaftliches Organ nur für die Belange der Mittelalterarchäologie zu besitzen.
Um ein solches Organ auch für Österreich zu etablieren, gründete er dann 1984 die „Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie“ mit ihrer wissenschaftlichen Zeitschrift „Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich“, deren Geschicke er wesentlich von 1984 bis 1995 als Obmann bestimmt hat. Schon nach der Tagung hatten regelmäßig einmal im Monat Zusammenkünfte mit den interessierten Kollegen der Nachbardisziplinen stattgefunden. Felgenhauer lud zu diesem jour fixe Vertreter aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, der Volkskunde, der Geographie und Geodäsie, und anderer ein, wodurch auch sein Forschungsschwerpunkt in der Mittelalterarchäologie beeinflusst wurde. Es kam zu Untersuchungen zunächst noch im Bereich der Burgenforschung, wo er junge Kolleginnen und Kollegen animierte, auch in den anderen Vierteln Niederösterreichs solche Anlagen wie in Gaiselberg zu graben, um Vergleiche zu erhalten – so wurden der Hausberg von Kaumberg im Viertel unter dem Wienerwald, der Tabor sowie die Schanze in Gars/Thunau am Kamp im Waldviertel untersucht, während er selbst mit der Pfalzgrabung in Attersee am Attersee seine Forschungen fortsetzte, an die sich die Untersuchungen am Turmbauerkogel in der Steiermark und in Leithaprodersdorf im Burgenland anschlossen. Es kam dann auch zu Grabungen von Wüstungen wie in den Donauauen in Gang bei Eckartsau, wobei er immer auch die Zusammenarbeit mit ortsansässigen Personen sowie interessierten Laien und Forschern anstrebte wie z.B. mit Herrn Dipl.-Ing. Hermann Margl, dem im Zuge seiner beruflichen Tätigkeit in den Donau- und Marchauen die Haushügeln aufgefallen waren, aber auch die Zeigerpflanzen, oder dann mit Herrn Dipl.-Ing. Dr. Hans Plach, der als Geodät seine engere Heimat im Waldviertel nach abgekommenen Orten durchstreifte und woraus sich die Grabung von Hard bei Thaya an der Thaya ergeben hatte. Mit Hard liegt jetzt ein komplett ergrabenes Dorf aus dem 12. bis 14. Jahrhundert vor. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Herrn Dipl.-Ing. Dr. Hans Plach und dem damaligen Bürgermeister Leopold Hainz in Thaya kam es hier auch 1987 mit dem Internationalen Mittelalterarchäologie-Symposion zur ersten Tagung der Gesellschaft. Die bis heute erfolgreichen, in einem Zwei-Jahresrhythmus abgehaltenen Tagungen mit einem jeweils aktuellen Thema werden auch immer in einer Publikation vorgelegt.
Wegen seiner frühen Nennung – bereits 1045 – sollte Stillfried an der March in der Nachfolge von Gaiselberg Keramik des 11. Jahrhunderts erbringen, doch stellte sich durch die Grabungen – ab 1969 bis zur Emeritierung 1989 – die 25 ha große Wehranlage als eine umfangreiche Anlage aus der Urzeit heraus. Erbaut in der späten Urnenfelderzeit mit zugehörigem Gräberfeld, doch mit frühesten Besiedlungsspuren innerhalb der Anlage vom Paläolithikum über römische Befunde bis ins 16. Jahrhundert. Letzte Spuren hat noch die allerjüngste Vergangenheit mit Schützengräben und Kriegsmaterial hinterlassen, sodass bei Führungen im Wallschnitt, Prof. Felgenhauer lag immer sehr viel an der Öffentlichkeitsarbeit, immer wieder darauf hingewiesen wurde „Wir stehen auf 30.000 Jahren und sehen die Hinterlassenschaften bis zum 12. April 1945“, da genau in diesem Schnitt sowohl ein paläolithisches Steinschlägeratelier als auch der Schützengraben gefunden worden waren. 1974 fand anlässlich der 100jährigen Forschungstätigkeit in Stillfried eine Feier im Beisein der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung Frau Dr. Hertha Firnberg statt. Gleichzeitig kam es auch zur Herausgabe einer eigenen Reihe „Forschungen in Stillfried“ (FIST), um für die Neuerkenntnisse und die Aufarbeitung älterer Grabungsbestände ein Publikationsorgan zu besitzen. In ihm kamen neben Archäologen und Historikern auch Naturwissenschaftler zu Wort wie z.B. Fritz Sauter mit chemischen Untersuchungen u.a. über Birkenpech und „mola salsa“, Herbert Binder über Molluskenfaunen, Friedrich Hollaus über Bakterien und Gustav Wendelberger über die Kammquecke als Eiszeitrelikt. Es wurden aber auch anthropologische Befunde diskutiert wie z.B. die „Sieben aus Stillfried“ von Emil Breitinger sowie archäozoologische durch Erich Pucher, ebenso kam es auch zu archäobotanischen, geophysikalischen und metallkundlichen Untersuchungen und auch zu strahlenchemischen Konservierungen von Holz. Für den Band 4 der FIST, in dem die „Sieben aus Stillfried“ publiziert worden waren, schrieb die Frau Bundesminister im Vorwort „Daß diese Funde auch bald als Schauobjekt in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien zugänglich sein werden, unterstreicht ihre Bedeutung. Erst in der Präsentation, in der allgemein verständlichen Darstellung in der vorliegenden Fassung, findet sie ihre volle Berechtigung und Krönung.“
Zu dieser Kulturlandschaftsforschung, die heute einen neuen Ansatz im Fach darstellt, den aber Felgenhauer mit seinem Raum-Zeit-Modell und der umfassenden Erforschung von Kultur und Umwelt – ein Raum sollte von der Urzeit bis zur Gegenwart erfasst und untersucht werden – schon vorweg genommen und damit neue Dimensionen geschaffen hat, zählen aber nicht nur die Erforschung des Kultur und Lebensraumes Stillfried, wenn auch hier sein besonderer Schwerpunkt lag, sondern auch die Forschungen in Antlangkirchen in Oberösterreich und in Lutzmannsburg im Burgenland, wo vor Ort mit den sich in die Problematik eingearbeiteten Studenten die Fragestellungen und Ergebnisse der Befragungen analysiert und dann im Seminarbetrieb noch entsprechend nachbereitet wurden. Solche Befragungen hat es schon in Gaiselberg gegeben, wo das Gasthaus zu einem „universitären Hörsaal vor Ort“ wurde und wo die örtliche Bevölkerung schriftlich überlieferte Flurnamen noch genau lokalisieren konnte, obwohl sie sich in modernen Katasterblättern nicht mehr fanden. Auf diese Weise konnten auch Sagen verifiziert werden und damit Hinweise auf das kulturelle Gedächtnis – es war dabei die Rede von Gängen, die vom Hausberg von Gaiselberg in den Ort führen, vgl. die gefundenen Erdställe, oder von einem Streit zwischen drei Brüdern, wobei nur einer den Hausberg zugeschlagen bekam, vgl. dazu die historischen Quellen zu den Ruckendorfern aus dem 14./15. Jahrhundert.
Besonders am Herzen lag ihm auch die Wirksamkeit unserer Wissenschaft nach außen hin – die Breitenwirkung. Zu diesem Zweck gründete er 1950 gemeinsam mit Studienkollegen die „Urgeschichtliche Arbeitsgemeinschaft“ zunächst innerhalb der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, weil seine Generation aktiv für das Fach tätig sein wollte, die dann eigenständig als „Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte“ auftrat und heute als „Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte“ als Verein eingetragen ist. Felgenhauer war von 1951 bis 1965 ihr Erster Sekretär und fungierte ab 1970 als Vorsitzender. In dieser ursprünglichen Arbeitsgemeinschaft wurde auch intensiv gearbeitet, denn die „Mitteilungen der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft“ mussten geschrieben, gedruckt, geblättert, geheftet und ausgeschickt werden, es fanden aber auch Vorträge und Exkursionen statt sowie Jahrestagungen, jeweils an anderen Orten in Österreich, um so auch die Fundlandschaften kennen zu lernen. Ab 1952 kam mit dem Band 1 der „Veröffentlichungen der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft“, der der Anthropologischen Gesellschaft zum 80jährigen Bestehen gewidmet war, eine in zwangloser Folge erscheinende Reihe hinzu, in der vor allem Fundmaterial monographisch vorgelegt wurde, aber auch mittelalterliche Wehranlagen und Herrensitze sowie Artikel zur Burgen- und Siedlungsarchäologie des Mittelalters. Es kam auch zum Aufbau einer Bibliothek, damit die Mitglieder sich weiterbilden konnten, und mit Herrn Dr. Gerhard Spitzer wurde versucht, die neue Fachrichtung „Luftbildarchäologie“ aufzubauen, die dann später von stud. phil. Herwig Friesinger weitergeführt wurde, nachdem Generaltruppeninspektor Erwin Fussenegger, begeisterter Hörer im Fach, die Wege zur Ausbildung in der Luftbildstelle Langenlebarn geebnet hatte. Nachdem aber für Herrn Prof. Felgenhauer die Praxis so wichtig war – als Erkenntnisgewinn von neuen Quellen – gab es innerhalb der Arbeitsgemeinschaft auch einen Fundbergungsdienst, der für Rettungsgrabungen vom Bundesdenkmalamt angefordert werden konnte. Hier lernten sowohl Studenten, die dann meist abwechselnd als Grabungsleiter fungierten, als auch Laienmitglieder das Grabungswesen intensiv kennen, mit Kursen für Vermessungswesen, zur Einführung in die Urgeschichte, um die Funde ansprechen und datieren zu können, zu den gesetzlichen Vorschriften und zur Grabungspraxis, die jeweils mit einer Gesamtprüfung abschloss. Zusätzlich gab es für jeden ein Grabungsbuch, worin die Teilnahme, Art und Charakter der Grabung sowie die zeitliche Mitwirkung bestätigt wurde. Vielfach diente dieses Grabungsmaterial dann für Proseminar und Seminararbeiten, aber auch Dissertationen, wodurch man als Student auch sehr nachhaltig auf die Fehler, die bei der Dokumentation und Grabung gemacht worden waren, stieß und diese selbst erkennen und daraus lernen konnte – es war eine gute Schule für die Praxis und für alle Teilnehmer immer wieder schöne , wenn auch arbeitsreich verbrachte gemeinsame Tage. Auch diese Gemeinschaft und Geselligkeit war ihm immer ein Anliegen gewesen, auch bei den Forschungsgrabungen wie Gaiselberg, Attersee und zuletzt Stillfried.
Durch seine erkennbare Hinwendung zum Mittelalter, auch im Lehrbetrieb, ist er so zum Begründer der neuen Fachrichtung „Mittelalterarchäologie“ am Institut in Wien geworden, die durch Vorlesungen seiner Frau Sabine Felgenhauer-Schmiedt weiter fortgesetzt wurde und die heute in unserem Institut mit einer eigenen Lehrkanzel vertreten ist. Als Lehrer und Forscher hat Univ. Prof. Dr. Fritz Felgenhauer durch 40 Jahre hindurch die Ur- und Frühgeschichte nachhaltig geprägt, sie hingeführt von der bewusst verantwortet ausgegrabenen archäologischen Quelle zur historischen Aussage, die Archäologie des Mittelalters als eigenständige Disziplin in Österreich begründet und über 20 Jahre die Erforschung des Kultur- und Lebensraumes Stillfried an der March vorangetrieben. In seinen letzten Jahren an der Universität gab er den Studierenden seiner Lehrkanzel als Vermächtnis noch einen schriftlichen Leitfaden „Studienbehelfe zur Ur- und Frühgeschichte“ an die Hand als Anleitung für eine rasche und sachgemäße Quellenvorlage, die „eine sachliche und berufsethische Forderung“ darstellt. Daraus auszugsweise zitiert: „Sie muss sachlich-objektiv, exakt, aber doch anschaulich, verständlich und vollständig den Fundbestand zur Darstellung bringen. Nur so kann sie der wissenschaftlichen Forderung nach Nachprüfbarkeit gerecht werden. Auswertende Teile mit eigenen Auffassungen und Interpretationen müssen von der Quellenvorlage deutlich und klar getrennt werden. Nur so behält die Materialvorlage, selbst bei Fehlinterpretationen oder neuen Erkenntnissen ihren Wert. Diese Grundsätze gelten für die kleinste Materialvorlage, etwa dem Fundbericht, ebenso wie für groß angelegte monographische Darstellungen.“
Ein Schriftenverzeichnis findet sich in Band 12, 1996 „Klosterarchäologie in Österreich und seinen Nachbarländern“ der „Beitrage zur Mittelalterarchäologie (9–14), der ihm anlässlich seines 75. Geburtstages gewidmet wurde, ebenso wie der Band 9/10, 1990–1992 (1996) der FIST. An Ehrungen, die ihm zu Teil wurden, mögen aufgezählt werden:
Wirkliches Mitglied des Österreichischen Archäologischen Instituts und seit 1980 ständiges Mitglied des Denkmalbeirats.
1960 Verleihung der Carl-Toldt-Medaille der Anthropologischen Gesellschaft, Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich, Erhalt des Würdigungspreises für Archäologie des Landes Niederösterreich, Überreichung der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold.
An örtlichen Auszeichnungen erhielt er die Ehrenmedaille der Marktgemeinde Angern und die Ehrenplakette in Gold der Marktgemeinde Thaya und im Jahr 1981 erhielt er auch die Ehrenmitgliedschaft des Museumsvereins Stillfried.
[Dieser von Alexandrine Eibner verfasste Nachruf erschien in den „Beiträgen zur Mittelalterarchäologie in Österreich“, Band 25, 2009, S. 345–349.]