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Grafik: K. Kühtreiber, auf Basis Geodaten NÖGIS

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Nachruf Prof. Dr. Alexandrine Eibner

(27. November 1940 – 15. Mai 2025)

Alexandrine Eibner PortraitDie traurige Nachricht vom Ableben von Alexandrine Eibner, geb. Persy, hat uns alle tief getroffen, war sie doch ein langjähriges und herausragendes Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie (heute Österreichische Gesellschaft für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie) und vor allem ein wunderbarer, ja seltener Mensch mit großer Herzensgüte. Ich selbst habe sie im Jahre 1962 in meinem ersten Semester an der Universität Bonn kennengelernt, wo sie für ein Semester als Wissenschaftliche Hilfskraft tätig war. Sie erzählte mir damals vom Institut für Urgeschichte in Wien und den dortigen Lehrveranstaltungen mit vier Proseminareinheiten und darauf erst folgenden Seminaren, was es in Bonn nicht gab. Das war sicher auch mit ein Grund, dass ich ein Jahr später in Wien weiterstudierte, wir kennen uns also schon sehr lange und sind auch viele Wege gemeinsam gegangen, während des Studiums, bei Grabungen und auch den damals üblichen Fundbergungen innerhalb der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte (heute Österreichische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte) und auch in unseren weiteren Lebensläufen, die viel mit dem Institut und dessen Umkreis zu tun hatten. Neben ihrer wissenschaftlichen Karriere und ihren vielen Tätigkeiten in ihrem Fachgebiet hatte Alexandrine Eibner auch ein intensives und forderndes Familienleben. Sie hat fünf Söhnen das Leben geschenkt. Richard ist schon in jungen Jahren gestorben, ein maximales Leid, das sie durchmachen musste und wohl durch ihren tiefen Glauben einigermaßen bewältigen konnte.

Wir Studenten nannten sie „Tussy“ und dieser Spitzname ist ihr immer geblieben, sie wurde aber dann auch Xandi genannt. Ihr Wesen war von großer Freundlichkeit und einer immensen Hilfsbereitschaft geprägt, sie war von einer seltenen inneren Wahrhaftigkeit und hat ihre Ansichten stets wehrhaft ausgesprochen. Für die Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie war es ein großer Gewinn, dass sie von 1992 bis 2010 als Erste Sekretärin gewonnen werden konnte. Sie hat die jährlich erscheinende Zeitschrift akribisch betreut und auch stets beim mühevollen Versand mitgeholfen – ohne ihre Hilfe wäre das alles nicht gegangen. Sie war außerdem maßgeblich bei den Durchführungen der internationalen Tagungen beteiligt, man kann ihr gar nicht genug danken. Noch bis zuletzt hat sie sich dann als Ausschussmitglied intensiv mit der ÖGMN auseinandergesetzt.

Die folgenden Daten zu ihrem Leben und zu ihrer wissenschaftlichen Laufbahn entnehme ich mit geringfügigen Änderungen meinem diesbezüglichen Beitrag in der biografiA:[1]

Volksschule in Wien, Reifeprüfung am Bundesrealgymnasium XVII mit Auszeichnung. In den Jahren 1959–1966 Studium der Ur- und Frühgeschichte bei Richard Pittioni und Fritz Felgenhauer, außerdem der Völkerkunde, Philosophie und Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. 1962 Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Bonn. 1966 Promotion zur Doktorin der Philosophie im Fach Ur- und Frühgeschichte mit der Dissertation „Die hallstattzeitlichen Grabhügel von Sopron (Ödenburg)“. Von 1967 bis 1969 Assistentin bei Fritz Felgenhauer am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien.1968 Heirat mit Clemens Eibner, dem damaligen Assistenten von Richard Pittioni. 1982 Umzug nach Heidelberg (Berufung ihres Ehemanns als Professor an das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der dortigen Universität). 1991 Rückkehr nach Wien. 2002 Lehrauftrag über Situlenkunst an der Universität Salzburg. Durchführung eines Projekts des Fonds zur Förderung der Wissenschaften zur Erforschung der Situlenkunst. Am 24. 1. 2004 Verleihung des Professorentitels durch den Bundespräsidenten der Republik Österreich. Teilnahme an Tagungen und Einladungen zu Vorträgen in ganz Europa.

Seit der Studienzeit Teilnahme an vielen Grabungen in allen Epochen der Ur- und Frühgeschichte und des Mittelalters, teilweise im Rahmen des im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt handelnden Fundbergedienstes der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte (heute ÖGUF), teilweise unter der Leitung von Fritz Felgenhauer (Gaiselberg, NÖ, Stillfried, NÖ und Kapfenstein, Stmk.) und als Grabungsleiterin in Großweikersdorf, NÖ (Bronzezeit), Kapfenstein (römerzeitlich) und Gars-Thunau / Tabor (mittelalterlich). Mitarbeit an den Grabungen ihres Mannes, Prof. Dr. Clemens Eibner in St. Andrä vor dem Hagenthale, NÖ, Stillfried an der March, NÖ und an den bergbaukundlichen Untersuchungen am Mitterberg, Mühlbach am Hochkönig, Salzburg.

Mitglied und dann auch Ausschussmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte seit der Studienzeit mit laufenden ehrenamtlichen Tätigkeiten als Schriftleiterin der Zeitschrift „Mitteilungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte“, Betreuung des Vortragsreferats und der Bibliothek. Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Mitglied und von 1992 bis 2010 „Erster Sekretär“ der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie.

Alexandrine Eibner hat sich seit ihrem Studium trotz starker familiärer Belastung intensiv wissenschaftlich betätigt und ihre Arbeitskraft immer wieder uneigennützig in archäologischen Fachvereinen zur Verfügung gestellt. Durch ihre Dissertation, die seit 1980 in gedruckter Form vorliegt, angeregt, entwickelte sie im Laufe ihres Forscherlebens Fragestellungen, die schon früh das allgemein Übliche und Geforderte sprengten, weil sie über typologische Fragen und Einordnung in einen allgemeinen kulturellen Rahmen im Osthallstattkreis hinaus das damalige Leben in vielen Facetten zu ergründen versuchte. So hat sie die formalen geistigen Zusammenhänge in der Kunst der Eisenzeit in einem weit gespannten Rahmen untersucht und dabei sowohl die damalige Alltagskultur als auch deren Niederschlag in einem durch die Hochkulturen angeregten Kunstschaffen untersucht, das mit Symbolik aufgeladen war, die sie systematisch, auch durch Heranziehung antiker Texte, zu deuten versuchte. Dabei haben sich mit einer intensiveren Ausdehnung des Untersuchungsradius auf alle Darstellungen der Zeit, insbesondere auch die mit figürlichen Szenen geschmückten Situlen, mehrere besondere Forschungsschwerpunkte entwickelt. Die Darstellung von Webszenen auf eisenzeitlichen Gefäßen veranlasste sie, über die Rolle der Frau in der Hallstattzeit allgemein nachzudenken, die Symbolik auf den Darstellungen zu hinterfragen, auch in Verbindung mit antiken Texten. Durch die Wiedergabe von Musikinstrumenten in der eisenzeitlichen Kunst inspiriert, hat Alexandrine Eibner dann in innovativer Weise eine neue Richtung in der gesamtarchäologischen Forschung angeregt, die Musikarchäologie. Auch hier schaffte sie in ihren Publikationen enge Verbindungen zum antiken Kulturraum. Dem Publikationsverzeichnis kann man entnehmen, dass sie auch zu diesem Thema eine international gesuchte Vortragende auf einschlägigen Tagungen in ganz Europa war.

Weitere Themen der Darstellungen auf eisenzeitlichen Objekten sind mit den Begriffen Jagd, Kampf, Kult zu umschreiben. Alexandrine Eibner untersuchte die Einzelhandlungen und analysierte sie, verstand die Darstellungen aber dann zusehends auch als Handlungskomplexe, die identitätsstiftend wirkten und schließlich auch als Rituale zu begreifen sind, die mit Machtausübung, auch mit Herrschaftslegitimation, in Zusammenhang stehen. Folgerichtig mündeten ihre Betrachtungen dann auch in der Identifikation von Herrschaftsinsignien, deren Bedeutung sie, ausgehend von ihren speziellen Untersuchungen der eisenzeitlichen Situlenkunst, in einem großen zeitlichen Rahmen vom Neolithikum bis hin zum Mittelalter beschrieb. Diese sehr originäre Sicht der Darstellungen antizipierte schon frühzeitig die Themen, die in der historischen Forschung in den letzten Jahren allgemein immer mehr Raum einnehmen und die die überlieferten und zu entschlüsselnden Handlungsabläufe und Rituale als Niederschlag einer Organisation, eines Selbstverständnisses früherer Gesellschaften sehen bzw. zu deuten versuchen.

Viele der wissenschaftlichen Arbeiten von Alexandrine Eibner entstanden als Publikationen von Tagungsbeiträgen oder auch als spezifische Fachbeiträge in Katalogen zu breitenwirksamen Ausstellungen, in letzter Zeit vermehrt auf besondere Einladung hin auch als Festschriftgabe für Kollegen. All das zeigt, dass die Wissenschaftlerin hochgradig vernetzt und in intensivem Austausch mit Fachkollegen gearbeitet hat und dadurch immer einen zeitgemäßen Forschungsstandard einnahm beziehungsweise diesen auch durch ihre Arbeiten beeinflusste.

Auch durch ihre ständige Mitarbeit in den im Institut für Ur- und Frühgeschichte angesiedelten wissenschaftlichen Gesellschaften hat sie intensive Kontakte mit Rat suchenden Studierenden aufgebaut, denen sie in vielen Belangen fachlich beistand. Auch das geschah, wie so vieles in ihrer der Archäologie gewidmeten Tätigkeit, ehrenamtlich, ohne Fragen nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung, nur aufgrund ihrer Begeisterung für ihr Fach, zu dessen Fortentwicklung sie mit ihren die alten Geleise verlassenden, originellen und eigenständigen Themen vieles beitrug.

Alexandrine Eibner wird in allen Belangen fehlen, in der Wissenschaft, in der Forschergemeinschaft, vor allem denen, die das Glück und die Ehre hatten, sie näher gekannt und mit ihr gearbeitet zu haben und die freundschaftlich mit ihr verbunden waren. Die größte Lücke hinterlässt ihr Tod bei ihrer großen Familie, insbesondere ihrem Ehemann Clemens und ihren Kindern und Enkeln, denen wir unser tief empfundenes Beileid ausdrücken wollen.

[1] http://biografia.sabiado.at/eibner-alexandrine/ [Zugriff: 22.05.2025].

[Dieser von Sabine Felgenhauer-Schmiedt verfasste Nachruf erscheint in den „Beiträgen zur Mittelalterarchäologie in Österreich“, Band 41, 2025. | 
Foto: Alexandra Krenn-Leeb]

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